Sexualisierte Belästigung und Gewalt in Organisationen sind verbreitet und oft durch mangelnde Meldungen und Sorge vor Stigmatisierung unaufgedeckt. Hier wird für einen Paradigmenwechsel plä- diert: »Im Zweifel für unbekannte Betrof- fene«. Der Ansatz betont den Schutz möglicher Betroffener und erkennt an, dass Schweigen oft aus Angst vor weite- rem Schaden resultiert. Vorteile des Pa- radigmenwechsels sind die erhöhte Meldebereitschaft, das Wachsen einer Feedback- und Entschuldigungskultur, systemisches und individuelles Lernen und ein daraus resultierender respekt- vollerer Umgang. Bedenken bezüglich falscher Anschuldigungen werden durch qualifizierte und vertrauliche Verfahren minimiert. Der Paradigmenwechsel macht im Dilemma »Aussage gegen Aussage« handlungsfähig und fördert Schutz und Fürsorge. Und er nimmt Be- troffene in einem System ernst, die bisher auf eine Meldung verzichtet haben.